Buchungsgebühren - Flugvergleichsportale vor dem Aus?

Buchungsgebühren - Flugvergleichsportale vor dem Aus?

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Buchungsgebühren – Flugvergleichsportale vor dem Aus?

Lufthansa hat gestern angekündigt, ab September 2015 einen Zuschlag in Höhe von 16 Euro für Tickets zu erheben, die über Vermittlungsportale und Reisebüros gebucht werden. In einer Umfrage von n-TV haben mehr als 80 % aller befragten Fluggesellschaften positiv auf die Nachricht reagiert und können sich die Einführung eines vergleichbaren Buchungsgebühren gut vorstellen. Als Grund für den Schritt nannte Lufthansa die hohen Vermittlungsgebühren, welche die Vertriebspartner für die Vermittlung in Rechnung stellen.

Die Airline möchte mit diesem Schritt erreichen, dass Fluggäste zukünftig selber für die Vermittlung bezahlen oder direkt bei Lufthansa buchen. Bisher werden bei Lufthansa ca. 70 % aller Flüge über das GDS- Buchungssystem gebucht. An das Buchungssystem sind viele Reisebüros und Internetportale angebunden. Die Buchungsgebühren werden jedoch nicht bei Direktbuchungen erhoben. In Deutschland sind rund 8.000 Reisebüros, direkt an den konzerneigenen Buchungsportalen der Lufthansa angeschlossen.

Sollte die Mehrzahl der Fluggesellschaften ebenfalls zusätzliche Buchungsgebühren für die Vermittlung über Flugvergleichsportale und Reiseshops verlangen, dann könnte das Geschäftsmodell vieler Flugvergleichsportale auf der Kippe stehen. Es ist absehbar, dass viele Fluggäste das Flugvergleichsportal für die Suche nach günstigen Flügen weiter nutzen, das Flugticktet dann aber direkt auf dem Online-Portal der jeweiligen Fluggesellschaft buchen werden, wenn dafür hohe zusätzliche Gebühren fällig werden.

Die Zusatzgebühr von etablierten Fluggesellschaften mit Linienflügen trifft die Flugvergleichsportale besonders hart. Bisher verdienten die Vergleichsportale vor allem an der Vermittlung von hochpreisigen Flügen besonders gut, da sie Vermittlungsgebühren von 2-3% des Ticketpreises über das GDS-Portal in Rechnung stellen. Geben die Vergleichsportale die neue Gebühr zukünftig nicht an den Kunden weiter, dann sinken die Einnahmen der Portale; stellen die Vergleichsportale die Gebühren dem Fluggast in Rechnung, dann könnten die Kunden direkt bei der Airline buchen.

Der stark wachsende Markt für Billigflüge ist vollkommen anders strukturiert als der Flugmarkt, in dem die großen Airlines agieren. Die meisten Low Cost Airlines, wie die europäischen Marktführer Ryanair und Easyjet, zahlen keine Vermittlungsgebühren an die Vergleichsportale. Beim Ticketkauf mit einer Billigairline ist es deshalb schon heute üblich, dass der Kunde eine kleine Vermittlungsgebühr an das Vergleichsportal zahlt.

Der Schritt von Lufthansa und auch anderen Linienfluggesellschaften mag nachvollziehbar sein, die grundsätzlichen Kosten- und Konkurrenzprobleme vieler Airlines wird es jedoch nicht lösen können. Konsequenter und sinnvoller wäre es gewesen, wenn Lufthansa die Provisionen für die Vermittler ganz gestrichen hätte und den Vermittlungsportalen im Gegenzug den freien und direkten Zugang zu den Flugdaten gewährt.

Lufthansa kann sich jetzt mit den neuen Gebühren zwar über zusätzliche Einnahmen (Provisionen) bzw. Kosteneinsparungen (Direktbuchung) freuen – muss dafür aber auch einen Rückgang an Buchungen über Vermittlungsportale befürchten. Mit solchen Zusatzkosten öffnen die Linienfluggesellschaften den Billigairlines neue Türen. Die erklärte Expansionsstrategie der Billigairlines in den kommenden Jahren zielt darauf ab, zunehmend Linienflüge zu günstigen Konditionen anzubieten. Die indirekte Preiserhöhung der Lufthansa für den Fluggast eröffnet den Billigairlines damit ganz neue Perspektiven.

Für die Flugvergleichsportale sind sicherlich die goldenen Zeiten vorbei, denn die Einnahmen werden sinken. Dank der niedrigen Fixkosten und der hohen Gewinnmarge wird der Großteil der Flugvergleichsportale aber sicherlich überleben. Zudem haben viele Flugvergleichsportale in den vergangenen Jahren viel Kreativität bei der Generierung von Zusatzeinnahmen bewiesen.

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